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Alle Jahre wieder zum Jahresende ...

Wann sollte ich meine Autoversicherung wechseln?

Das Jahresende ist die Zeit der vielen Kfz-Versicherungswerbungen. Ob Radio, Fernsehen, Zeitungen oder Litfaßsäulen - überall werben alle Autoversicherer mit der angeblich "besten und günstigsten" Versicherung für des Deutschen liebstes Kind: sein Auto. Doch was steckt dahinter? Ganz einfach: Man kann jedes Jahr zum Stichtag 30.11. (es gibt mittlerweile auch Tarife, bei denen der Wechsel nicht zum Kalenderjahr, sondern zum Versicherungsjahr - also dem Monat, in dem man die Versicherung abgeschlossen hat - erfolgt) seine Autoversicherung kündigen und bei einem anderen Versicherer einen Vertrag abschließen. Dies ist ohne Sonderkündigungsrecht nur einmal im Jahr möglich und deshalb starten die ersten Versicherer bereits im Oktober groß angelegte Werbekampagnen. Aber macht es überhaupt Sinn, die Kfz-Versicherung zu wechseln? Diese und andere Fragen wollen wir hier und jetzt klären.   

Hier direkt zu den wichtigen Antworten:
Warum steigen die Beiträge in der Kfz-Versicherung fast jedes Jahr?Was ist überhaupt eine KFZ-Versicherung?Für wen macht ein Wechsel der KFZ-Versicherung Sinn?Was sollte man beim Abschluss einer neuen Versicherung beachten?Unter welchen Umständen kann ich sonst wechseln?

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Warum steigen die Beiträge in der Kfz-Versicherung fast jedes Jahr?

Nach Angaben des Gesamtverbandes der Versicherungswirtschaft (kurz: GDV) lag die Schadenquote in der Kraftfahrtversicherung in den letzten Jahren im Durchschnitt bei rund 100 Prozent. 

Das bedeutet, dass die Versicherer insgesamt genauso viel für die Regulierung von Schäden ausgegeben haben, wie sie in Form von Versicherungsprämien eingenommen haben. Da die 100 Prozent nur einen Durchschnittswert aus der Summe aller Versicherer darstellen, liegen einige Versicherer tatsächlich deutlich über der 100-Prozent-Marke und haben damit mehr für die Schadenregulierung ausgegeben als sie eingenommen haben. Dies führt über kurz oder lang zu Beitragsanpassungen.

Die Schadenquoten zeigen auch, ob bestimmte Automarken häufiger in Unfälle verwickelt waren, mehr gestohlen wurden oder die Region, in der der Versicherte wohnt, statistisch gesehen mehr Schäden verursacht. Ist dies der Fall, kann sich auch die Typ- oder Regionalklasse des versicherten Fahrzeugs ändern, was zu einer Prämienerhöhung führen kann.

Was ist überhaupt eine KFZ-Versicherung?

Die KFZ-Versicherung gliedert sich in 3 Hauptteile:

1. Die Haftpflicht-Versicherung

2. Die Teilkasko-Versicherung

3. Die Vollkasko-Versicherung

Der Begriff Kasko stammt aus der spanischen Seemannssprache und bedeutet so viel wie Rumpf. Man sichert den Rumpf (die Karosserie) des Fahrzeugs (nicht die Ladung).

Wie der Name schon sagt, handelt es sich bei der Kfz-Haftpflichtversicherung um eine Pflichtversicherung. Wer in Deutschland ein Fahrzeug zulassen will, muss sie abschließen. Ohne Versicherungsnachweis bekommt man kein Nummernschild und ohne Nummernschild darf man kein Fahrzeug fahren. Die Haftpflichtversicherung ist ohne Selbstbeteiligung und mit hohen Deckungssummen in Millionenhöhe ausgestattet. In die Berechnung der Haftpflichtversicherung fließen viele Parameter ein, vor allem aber die Fahrzeugdaten, die SF-Klassen, das Alter des Fahrers und die gefahrenen Kilometer. Im Schadensfall wird man in der Haftpflichtversicherung hochgestuft und zahlt im Folgejahr höhere Beiträge. Die Haftpflichtversicherung kommt für Schäden an Dritten auf, die Vollkaskoversicherung für Schäden am eigenen Fahrzeug.

Eine Teilkaskoversicherung ist für alle Fahrzeuge ratsam, da sie unter anderem Diebstahl, Marderbisse, Wildschäden und Glasschäden abdeckt. Die Teilkaskoversicherung ist relativ günstig und lohnt sich auch für ältere Fahrzeuge. Der Preis hängt vom Wohnort und vom Fahrzeug ab. Im Schadensfall erfolgt keine Höherstufung, da es keine SF-Klassen gibt.

Die Vollkaskoversicherung wird in der Regel für neue und/oder sehr teure Fahrzeuge abgeschlossen und ist bei Leasing und Finanzierung obligatorisch. Die Vollkaskoversicherung beinhaltet die Teilkaskoversicherung und zusätzlich Vandalismus und selbstverschuldete Unfälle. Da diese Versicherung recht teuer sein kann, lohnt sie sich nicht für alle Fahrzeuge. Die Preisberechnung hängt vom Fahrzeug, dem Alter des Fahrers und den SF-Klassen der Vollkaskoversicherung ab. Im Schadensfall wird man in der Vollkasko SF-Klasse hochgestuft, nicht aber in der Haftpflicht und umgekehrt.

SF-Klasse steht für schadensfreie Jahre. SF9 beispielsweise bedeutet: 9 schadensfreie Jahre. SF-Klassen gibt es in der KFZ-Haftpflicht und in der Vollkasko.

Für wen macht ein Wechsel der KFZ-Versicherung Sinn?

Grundsätzlich ist es sinnvoll, die Autoversicherung jährlich zu überprüfen:

Denn nicht selten steigen die Prämien beim eigenen Versicherer, während sie bei der Konkurrenz sinken.
Zudem kommt hinzu, dass Neukunden Ermäßigungen erhalten, die für bestehende Kunden nicht berücksichtigt werden.

Der einzige Grund, warum ein Wechsel keinen Sinn macht, ist ein so genannter Rabattretter. Hat man diesen in seinem bestehenden Versicherungsvertrag eingeschlossen und hat man im laufenden Jahr einen Unfall gehabt und der Rabattretter greift, ist es meist günstiger, mit dem "geretteten Rabatt" beim ursprünglichen Versicherer zu bleiben, als zu wechseln und hochgestuft zu werden.

Was sollte man beim Abschluss einer neuen Versicherung beachten?

Bei der Haftpflichtversicherung sollten auf jeden Fall ausreichende Summen versichert werden. Ausreichend sind hier mindestens 10 Millionen, was bei Personenschäden durchaus erreichbar ist. Bei vielen Versicherern ist auch grobe Fahrlässigkeit ausgeschlossen. Grob fahrlässig ist es zum Beispiel, wenn man (auch versehentlich) bei Rot über die Ampel fährt und dadurch einen Unfall verursacht. Hat man dies nicht mitversichert, kann es sehr teuer werden. Die korrekte Angabe der gefahrenen Kilometer pro Jahr ist sehr wichtig. Gibt man zu wenig Kilometer pro Jahr an und die Versicherung überprüft dies im Schadensfall, bekommt man eine Teilschuld und muss dementsprechend einen Teil des Schadens selbst bezahlen. Leider ist dies in Deutschland gang und gäbe, da die Prämien dadurch günstiger ausfallen. Die meisten übersehen dabei aber, dass die Versicherer irgendwann - spätestens im Schadensfall - nachprüfen.

Bei der Kaskoversicherung ist die Wahl der richtigen Selbstbeteiligung entscheidend für die Prämie, aber auch hier sollte man sich vorher im Klaren sein, wofür man eine Versicherung abschließt. Es ist nicht ratsam, einen sehr hohen Selbstbehalt zu vereinbaren, nur um die Prämie niedrig zu halten, und dann im Schadensfall "draufzuzahlen".

Empfehlenswert ist meist in der Teilkasko 150 € Selbstbeteiligung und in der Vollkasko 500 - 1000 €.

Vor allem in der Teilkaskoversicherung lauern viele Fallstricke im Kleingedruckten. Bei Wildunfällen sollte man unbedingt darauf achten, dass wirklich der Zusammenstoß oder Unfall mit allen Tieren versichert ist und nicht nur die einzeln aufgeführten. Und bei Marderbissen unbedingt auch die Folgeschäden mitversichern, denn nur die sind teuer, der zerbissene Schlauch kostet dagegen fast nichts.

Grundsätzlich sollte man sich bei der Kfz-Versicherung im Vorfeld einige Gedanken machen: Wer fährt das Fahrzeug? Und dann darauf achten, alle Fahrer anzugeben, auch wenn manche nur zweimal im Jahr fahren. Wird dies nicht angegeben und es kommt zu einem Schaden oder Unfall, kann es durchaus sein, dass die Versicherung nicht oder nur einen Teil zahlt. Auch der Abschluss bei reinen Online-Versicherern ist nicht immer empfehlenswert, da dies im Schadensfall zu viel Ärger führen kann. Die Regulierung erfolgt oft nur per E-Mail oder Telefon und dauert dadurch teilweise deutlich länger. Zudem fehlt in der Regel ein direkter Ansprechpartner. Es gilt also abzuwägen, ob es in erster Linie darum geht, die Prämie so niedrig wie möglich zu halten und dafür einen Mangel an Service in Kauf zu nehmen.

Selbst die günstigste Autoversicherung kann teuer werden, wenn es die Falsche ist. 

Unter welchen Umständen kann ich sonst wechseln?

Unterjährig nur, wenn ich mein Fahrzeug mindestens 6 Monate am Stück abgemeldet habe, bei Fahrzeugwechsel oder nach einem Schaden, wenn der Versicherer die Prämie erhöht. Verpasst man die Kündigung zum 30.11., hat man ein Sonderkündigungsrecht, wenn der Versicherer aus anderen Gründen die Prämie erhöht. Ansonsten ist ein Wechsel während des Jahres nicht möglich.

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Sie haben Fragen

Alexandra Sampl
Teamleitung


Zuletzt aktualisiert am 11.12.2023
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